Hör zu, Fliege!
so lautet der titel eines artikel in Der Zeit (10.4.08, nr. 16), der von MARTIN GÖPFERT handelt, einem forscher, der den gehörsinn von insekten untersucht und nicht nur dessen existenz nachgewiesen hat, sondern auch, dass diese über so etwas wie ohren verfügen, deren funktionsweise er untersuchte mit einem sog. laser-doppler, einem präzisionsgerät, das seither etwa in der autoindustrie zur messung von ventilen und einspritzpumpen eingesetzt wurde.
er hat dabei herausgefunden, dass die "insektenohren" prinzipiell ähnlich funktionieren wie unsere, also dass sie schallwellen neurologisch in elektrische signale übersetzen, die im gehirn prozessiert werden.
das hörorgan wirkt wie ein verstärker, der vor allem auch dann arbeitet, wenn die (akustischen) reize gegen null gehen; es ist sozusagen immer auf empfang aus.
dieser darin sich ausdrückende "kommunikationszwang" mit der umwelt veranschaulicht, wie jeder organismus abhängt von der sphäre, aus der er sozusagen herausgegrenzt ist; er ist angewiesen auf eine ständige informelle vegetative oder unbewusste verbundenheit mit seiner umwelt. (den absolut informationslosen raum würde ein lebewesen wohl ebensowenig überleben wie eine umwelt, die keine (verfügbare) nahrung mehr hat)
einerseits sind wir von der athmosphäre, der voraussetzung allen lebens, dem "luftgürtel", wohl unterschieden, andererseits aber leben wir nur, insofern wir - durch die atmung - ständig mit ihr interagieren ("stoffwechseln"); zugleich dient die athmosphäre für die von den wahrnehmungsdingen ausgelösten luftbewegungen als medium zur informationsübertragung.
im gleichen gilt das für die andere energetische versorgung durch das, was wir strahlung (und strahlungsfelder) im weiteren sinn, und licht im engeren nennen
die wesentlichen, sich so ableitenden strukturbegriffe sind also abgrenzung (rel. geschlossenheit) gegenüber umwelt und austausch(rel. durchlässigkeit) (durch kommunikation[informell] und stoffwechsel[energetisch]) . für quantentheoretiker sind materie und information im prinzip ausdrücke ein und derselben sache.
die grenze ist einerseits zur (selbst-)erzeugung der lebewesen (autopoesie) nicht nur relevant in der abschließung oder herstellung von ganzheit gegenüber der umwelt (bspw. zum druck-ausgleich), sondern ebenso für die energetische erneuerung durch stoffwechsel, wie die grenze (besser noch: das grenz-leitsystem) andererseits ein elementares konstitutiv allen lebens ist als informelle verbindung mit der umwelt.
grenze ist also immer auch ein leitsystem (wie etwa auch die membran, das grenzorgan der zelle, die über sogenannte ionenkanäle verfügt, welche reize der umwelt in elektrische signale übersetzen)
für die menschen gilt dieser paradigmatische begriff der grenze (oder des grenz-leit-systems) zur abschließung wie zum austausch auch für das soziale leben untereinander.
erziehung und entwicklung zum mensch heißt dementsprechend, die bildung einer gut arbeitenden grenzung im sinne von identitätsbildung (selbstbewusstsein, selbstwertgefühl) wie von austauschfähigkeit (beziehungsfähigkeit, fähigkeit zur anteilnahme, kommunikative oder soziale kompetenz) in gang zu setzen.
grenzbewusstsein zu haben, bedeutet wachheit und ausblendungsvermögen (sozusagen die befähigung zur gerichteten ignoranz) differenziert einsetzen zu können
wer sich im falschen moment das (für sich) falsche reinzieht und das (für sich) relevante nicht peilt, hat - in "normalsprache" gesprochen - diese grenzkompetenz nicht oder nur unzureichend
Donnerstag, 17. April 2008
zwischen IGNORANZ und ANTEILNAHME
um
09:54
Labels:
gehörsinn,
grenz-leit-system,
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